Page 67 - Operation Opernball
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Verhandlungen mit Sponsoren


                                Unser Job ist es, aus den uns zugänglichen Informationen, vor allem
                                der wissenschaftlichen Literatur, die Wahrheit zu destillieren. Unab-
                                hängig davon, daß Sie in der Pflicht stehen, die Wahrheit und nichts
                                als die Wahrheit zu schreiben, sollten Sie bei den Verhandlungen mit
                                eventuellen Sponsoren die folgenden Punkte beachten:
                                Erlaubt ist,
                                ƒ   daß der potentielle Sponsor Ihnen die Vorteile seines Produktes
                                    aufzählt. Ihre Aufgabe ist es, Fiktion von Wahrheit zu trennen.
                                ƒ   daß der  potentielle Sponsor Sie  darum  bittet,  die  Textpassagen,
                                    die von seinem Produkt handeln, lesen und kommentieren zu dür-
                                    fen. Auf diese Bitte hin senden Sie ihm die Passagen  als  PDF-
                                    File, niemals als Word-Dokument. Behalten Sie sich vor, die Än-
                                    derungsvorschläge zu übernehmen oder nicht.
                                Nicht erlaubt ist,
                                ƒ   dem potentiellen Sponsor Ihr Originaltextdokument zur Verfü-
                                    gung zu stellen, damit er darin Korrekturen vornehmen kann
                                ƒ   vom potentiellen Sponsor komplette  Textpassagen  zu  überneh-
                                    men
                                ƒ   die Einflußnahme des potentiellen Sponsors auf die Zusammen-
                                    setzung Ihres Autorenteams zu erlauben
                                Schlecht ist,
                                ƒ   das Logo des Sponsors auf dem Cover abzudrucken. Logos gehö-
                                    ren auf die erste Buchinnenseite.
                                Unseriös ist,
                                ƒ   Medikamentenwerbung im Buch zu akzeptieren, etwa ganzseitige
                                    Anzeigen auf den letzten Seiten. Damit werden Sie unglaubwür-
                                    dig.

                                Wenn ein potentieller Sponsor diese Punkte nicht akzeptiert, müssen
                                Sie auf die weitere Zusammenarbeit verzichten – auch wenn Sie bei
                                der Finanzierung Ihres Projekts zwischenzeitlich in Bedrängnis gera-
                                ten. Denken Sie daran: Das Schlimmste, was Ihnen widerfahren kann,
                                ist die Unglaubwürdigkeit. Jeder kennt die Witze über die habilitierten
                                Pharmavertreter. Wer sich verkauft, wird unglaubwürdig – ein Makel,
                                den manch einer aus unserem Metier sein Leben lang nicht verliert.





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