Page 5 - Operation Opernball
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Vorwort
Ärzte können heute Verleger sein – Computertechnologie und Internet
machen es möglich, und Buchprojekte sind finanziell verlockend. Ein
Arzt, der seine Lehrbuchtexte selbst verlegt, kann ein Vielfaches des-
sen verdienen, was er als Autorenhonorar von einem Verlag bekäme.
Viel wichtiger aber ist: Ein Arzt, der schreibt und verlegt, möchte, daß
seine Texte von möglichst vielen Kollegen, Studenten oder Patienten
gelesen werden. Der Königsweg dorthin ist die kostenlose Parallelpu-
blikation der Texte im Internet. Davon profitieren am Ende alle.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, daß ein Medizinlehrbuch, das
kostenlos im Internet steht, zehnmal so häufig gelesen wird wie das
gedruckte Buch. Das ist zunächst verwirrend. Wie will man, fragt der
Zuschauer, einen Text als Buch verkaufen, wenn dieser im Internet
steht und für jeden zugänglich ist? Die Anwort, so einfach wie überra-
schend: Durch die Erhöhung der Marktanteile. Die frei zugängliche
Internetversion ist die beste Werbung für ein Buch, und Konkurrenz-
texte, die es nur bis zum Buch gebracht haben, können gegen die Par-
allelpublikation Buch+Internet langfristig nicht bestehen.
Operation Opernball zeigt, wie wir Ärzte unsere Bücher produzieren
und vertreiben können. Wir wissen, wovon wir reden. Seit Jahren
steht unser HIV-Standardwerk kostenlos im Internet und wird jährlich
aktualisiert (www.hiv.net/2010/buch.htm, 800 Seiten). Besser noch:
kaum daß die einzelnen Kapitel überarbeitet sind, werden sie schon im
Internet veröffentlicht – Monate bevor sie als Buch erscheinen.
Ähnliche Projekte entstehen gerade für andere Themen, und hinter
dem Horizont wartet eine neue Zeit. Die Medizin ist kein unbegrenz-
tes Feld. Mit 100 Lehrbüchern sind die wichtigsten Themen abge-
deckt. Hundert Bücher – 50.000 Seiten – decken 99% der Fragen ab,
die wir im medizinischen Alltag haben. Einhundert engagierte Ärzte
sucht das Land.
Wir möchten, daß die wichtigsten medizinischen Fachgebiete in den
nächsten Jahren durch kostenlos zugängliche Lehrbücher im Internet
abgehandelt werden.
Der folgende Text beschreibt, wie wir dorthin gelangen.
Wir haben das Projekt „Operation Opernball“ getauft.
Bernd Sebastian Kamps, Paris, 16. März 2005
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